Das Umweltrating hält leider nicht zwingend was es auf den ersten Blick verspricht

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Das Umweltrating unter www.ecorating.ch [↗] verspricht, dass man mit ihrer Plattform die Einstellung zur Umwelt von Kandidaten:innen evaluieren kann. Meine These: In der heutigen Form dient es allenfalls der Erhebung einer Tendenz, aber leider nicht mehr.

Wähler:innen haben bei Listen-Wahlen generell keine einfache Aufgabe, denn sie stehen oftmals vor der Wahl, ob sie den Fokus eher auf eine Partei bzw. Liste oder eher auf Personen legen. So oder so möchte man als Wähler:in aber wissen, welche politische Haltung die Kandidaten:innen einnehmen, um abschätzen zu können, ob diese auch zu den eigenen Werten passen. Unterstützend helfen dabei Tools, wo Kandidaten:innen und Wähler:innen Fragen zu unterschiedlichen politischen Themen beantworten können und danach die Plattform einen Abgleich macht und potentielle positive Überschneidungen aufzeigt.

Die Plattformen Smartvote [↗] und Vimentis [↗] bieten hierzu seit Jahren Hilfestellungen an. In diesem Wahljahr steht den Glarner Kandidaten:innen und Wähler:innen ein neues Hilfsmittel, das sogenannte Umweltrating, für die Entscheidungsfindung zur Verfügung.

Umweltrating, mehr politisch- als umweltorientiert

Anders als bei Smartvote haben die Wähler:innen beim Umweltrating nicht die Möglichkeit die Fragen selber zu beantworten, sondern es wird lediglich das berechnete Rating und die Fragen bzw. Antworten der Kandidaten:innen sichtbar gemacht.

Leider wird den Wähler:innen dabei suggeriert, dass es sich beim Umweltrating um ein Umweltfreundlichkeitsrating handelt. In Realität ist es aber ein Rating zur grünen politischen Haltung, welche nicht zwingend mit einer umweltfreundlichen Haltung gleichzusetzen ist.

Wie komme ich zu dieser Aussage? Schauen wir uns hierfür 2 der 16 Fragen an:

Umweltrating-Frage 1

Sind Sie dafür, dass der Regierungsrat bei seinen Entscheiden ausweisen muss, welche Auswirkungen sie auf das Klima haben und wie sie dazu beitragen, die Klimaerwärmung unter 1.5° C zu halten?

Einordnung, ob eine Bejahung durch Kandidaten:innen die Umweltsituation verbessern würde

Wenn man sich vor Augen führt, welcher Aufwand dafür betrieben werden müsste, um schlussendlich lediglich eine Vermutung (Kategorie: «Traue keiner Berechnung/Statistik die du nicht selber gefälscht hast») zu erhalten, dann wäre diese Energie bestimmt weiser in die Verbesserung der aktuellen Situation, anstatt in den Ausbau von Administration, investiert.

Einfluss auf das Umweltrating der Kandidaten:innen

Gemäss Umweltrating führt eben diese Einstellung, lieber etwas für die Umwelt umzusetzen, als den Administrationsaufwand des Kantons hochzutreiben zu weniger umweltfreundlichen Ratings.

Umweltrating-Frage 2

Befürworten Sie das bestehende Beschwerderecht für Umweltorganisationen?

Einordnung, ob eine Bejahung durch Kandidaten:innen die Umweltsituation verbessern würde

Das Beschwerderecht für Umweltorganisationen ist meiner Meinung nach etwas Gutes. Jedoch darf es nicht durch eine Schwarz/Weiss-Denkhaltung dazu führen, dass sinnvolle Projekte für die Herstellung von alternativen- und CO2-neutralen Energien dadurch verhindert werden. Jeden Einfluss, den wir auf die Umwelt nehmen, hat immer positive und negative Auswirkungen. Entscheidungen mit Augenmass und Kompromisse aber helfen dabei, dass wir in einem sinnvollen Zeitraum so naturverträglich wie möglich auch genügend alternative Energie herstellen können.

Einfluss auf das Umweltrating der Kandidaten:innen

Eine Umschichtung hin zu alternativen Energiequellen ist ein wichtiger Schritt für eine naturverträglichere Energieherstellung. Dies ist jedoch nur möglich, wenn diese Anlagen auch gebaut werden können. Wenn Kandidaten:innen aus diesem Grund dem Beschwerderecht etwas skeptisch gegenüberstehen, macht es sie im Rating weniger umweltfreundlich.

Fazit

Wenn neben neutralen (so gut es geht, wirklich neutral ist niemand 😊) zusätzliche populistische und stark politisch geprägte Ratings aufkommen, dann werden solche Ratings den Mehrwert für Wähler:innen leider zunichtemachen.

Die Umwelt und unsere Natur ist ein sehr wichtiges Thema, jedoch brauchen wir, nicht nur im Glarnerland, Kandidaten:innen, welche Taten vollbringen und nicht zusätzliche Administration aufbauen wollen.

Informationen zu Kandidaten:innen der Landratswahl 2022

Du findest, von mir zusammengestellt, die Übersicht aller Kandidaten:innen von Glarus Nord, Glarus und Glarus Süd, inkl. Links zu den Smartvote-Profile und dem Umweltratings (wo vorhanden) unter nachfolgendem Link.