«Wer sich nichts zuschulden kommen lässt, hat von staatlichen Sicherheitsmassnahmen nichts zu befürchten.»

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Diese Frage ist Teil des Smartvote [↗] Fragebogens, welche u.a., aber nicht ausschliesslich im Rahmen der Glarner Landratswahlen 2022, zum Zuge kommt. Diese absolute blödsinnige Aussage wird oft in Diskussionen bezüglich Privatsphäre als Argument für den Ausbau staatlicher Überwachung genutzt. Doch diese Aussage ist bestimmt kein Argument zu Gunsten mehr staatlicher Überwachung, sondern ein Zeichen von Ignoranz und fehlendem Verständnis zur Freiheit und Demokratie!

«Die Würde des Menschen ist zu achten und zu schützen.»

Art. 7 der Bundesverfassung der Schweizerischen Eidgenossenschaft

«Jede Person hat Anspruch auf Achtung ihres Privat- und Familienlebens, ihrer Wohnung sowie ihres Brief-, Post- und Fernmeldeverkehrs.» und «Jede Person hat Anspruch auf Schutz vor Missbrauch ihrer persönlichen Daten.»

Art. 13 Abs. 1 & 2 der Bundesverfassung der Schweizerischen Eidgenossenschaft

Mit meiner Landratskandidatur mache ich mich stark für die Grundlagen der digitalen Transformation der Gesellschaft, damit wir die daraus entstehenden Vorteile für unsere Wirtschaft nutzen und unseren Nachkommen eine wettbewerbsfähige und menschliche Gesellschaft hinterlassen können. Dazu gehört auch das Recht als Bürger:innen unsere Privatsphäre zu erhalten und zu schützen.

Meine nachfolgenden Gedanken sollen interessierten Leser:innen dienen, in Ruhe und mit Bedacht über diese Aussage nachzudenken und für sich eine wohlbegründete Entscheidung zu treffen, wie man selbst dazu steht.

Gibt es Menschen, die wirklich alle Informationen über ihr Leben mit allen teilen?

Nein, diese Menschen gibt es nicht! Es gibt Dinge, Erlebnisse, Informationen und auch Daten, welche zu unserer Intimsphäre gehören und damit privat sind – auch für den Staat. Oder wäre es bspw. in Ordnung in deiner Wohnung oder in deinem Haus in allen Zimmern Mikrofone und Kameras zu installieren? Ich lege Wert auf meine Privatsphäre und würde das nicht wollen, obwohl ich mir nichts habe zuschulden kommen lassen. Ist daran etwa etwas verwerflich?

Nein, natürlich nicht und ich möchte mich auch nicht für dieses Recht verteidigen müssen. Auch wenn unser Staat immer transparenter wird, so publiziert er bei weitem nicht alles öffentlich und transparent und damit «verheimlicht» auch der Staat Informationen gegenüber seinen Bürgern. Aber wenn der Staat sich doch nichts hat zu Schulden kommen lassen, dann müsste er doch auch nichts befürchten, oder?

Wie interessant sind Informationen über unser Leben?

Anders als Geld, was für alle denselben nominalen Wert widerspiegelt, verhält es sich bei Daten und Informationen ganz anders. Der Wert der Informationen wird durch das Unternehmen definiert, welches die Daten erhält. Dieser Wert kann zusätzlich durch Anreicherung mit weiteren Daten stark gesteigert werden, weil sich damit ein immer kompletteres Bild einer Person erstellen lässt.

Auch wenn man gerne glauben möchte, dass die öffentliche Überwachung (Videokameras im öffentlichen Raum, Telefone abhören) «nur» kriminelle Menschen trifft, so vermittelt dies jedoch ein komplett falsches Bild. Die öffentliche Überwachung (es steht im Namen!) überwacht öffentlich und somit nicht nur gesuchte kriminelle Menschen, sondern auch alle anderen.

Dadurch wird immer eine grössere Anzahl an Menschen aktiv oder passiv überwacht. Weiter kommt dazu, dass zunehmend Technologien wie bspw. Gesichtserkennung zum Einsatz kommen, obwohl diese viele Fehlerkennungen mit sich bringen. Dadurch werden immer mehr unschuldige Bürger:innen noch intensiver überwacht werden, obwohl sie sich nichts zuschulden haben kommen lassen.

Fazit

Damit wir die Chancen und Risiken der digitalen Transformation optimal zu unserem Vorteil nutzen können, braucht es zukünftig Landräte, mit entsprechenden Kenntnissen und Erfahrungen, welche sich auch in der neuen und zunehmen durch Technologie geprägten Welt für die Nutzung der Möglichkeit mit Bedacht und Augenmass stark machen, ohne uns die daraus resultierenden Chancen zu verbauen.

Ich schliessen diesen Blogpost mit einem Zitat von Edward Snowden aus dem Jahr 2015: (Ihr findet es ebenfalls im Beitragsbild mit Text in Englisch). «Menschen, die behaupten, das Recht auf Privatsphäre sei Ihnen egal, weil Sie nichts zu verbergen haben, ist nichts anderes als die Behauptung, die Redefreiheit sei Ihnen egal, weil Sie nichts zu sagen haben.»

Informationen zu Kandidaten:innen der Landratswahl 2022

Du findest, von mir zusammengestellt, die Übersicht aller Kandidaten:innen von Glarus Nord, Glarus und Glarus Süd, inkl. Links zu den Smartvote-Profile und dem Umweltratings (wo vorhanden) unter nachfolgendem Link.

Fintech- und Banking-Trends, die im Jahr 2022 weiter an Bedeutung gewinnen werden

Predictions 2022 Banking and FinTech

Veränderungen und die damit einhergehenden Marktverschiebungen brauchen immer mehr Zeit als wir ursprünglich glauben. So wurde Ende der 90er Jahre, während der eCommerce-/Dotcom-Welle, dem stationären Handel der Tod in weniger als fünf Jahren vorausgesagt. Heute können wir sagen, dass es doch ca. 15 Jahre gedauert hatte, bis Unternehmen, welche sich der neuen Situation nicht angepasst hatten, empfindlich getroffen wurden.

Wenn ich mir nun die FinTech-Bewegung anschaue, dann erinnere ich mich noch gut an die erste Finance2.0 Konferenz im Herbst 2013. Diese legte damals die ersten Grundsteine der Awareness über FinTech in der Schweiz. Man sieht dies gut am Google Trends «Interest over time-Report», welcher im Oktober 2013 die ersten Ausschläge zum Begriff «FinTech» in der Schweiz zeigt.

Ja, genau, das ist gerade einmal acht Jahre her! Auch hier ist der BigBang-Effekt ausgeblieben, jedoch verändert sich das Kundenverhalten (Anzahl mobile-only Anwender, Anzahl Bank-/FinTech-Beziehungen pro Kunden sowie steigende Marktnachfrage nach kundenbedürfnisbefriedigenden digitalen End-2-End Lösungen) und das Angebot von FinTech-Unternehmen in zunehmender Geschwindigkeit.

Sechst spannende Punkte zu was uns im Jahr 2022 erwarten wird

🔮 Evolution der FinTech Startups

Die Swiss FinTech Map zeigt heute 363 Schweizer FinTech Startups und hat in der ersten Ausgabe im Jahr 2013 knapp mit 70 Startups gestartet. Im Jahr 2022 werden wir keine grosse Zunahme in der Anzahl der FinTech Startups sehen, jedoch werden neu gegründete Startups in viel höherer Maturität und mit substantiell mehr Kapital starten und sich dadurch schneller als die bisherigen entwickeln können.

🔮 Stärkung von Open Banking und Open Finance

Die «Befreiung» von persönlichen Finanzdaten hat im Jahr 2021 stark an Fahrt aufgenommen und wird auch 2022 weiter seinen Lauf nehmen. Auch die Schweiz zeigt mit den bisherigen Schritten, dass wir mit unserem marktbasierten Ansatz Open Banking und Open Finance im Jahr 2022 auf ein neues Level heben werden. Mutige und offene Banken werden sich auf Daten-Mashups einlassen und gemeinsam mit Dritten neuartige Kunden-Journeys erstellen.

Finanzdaten bilden auch im Jahr 2022 ein wichtiges Puzzel-Stück auf dem noch sehr langem Weg hin zu einer Open Data Economy, wo wir mit der Nutzung von Daten das Potential zur Schaffung neuer Unternehmen und weiterem Wachstum stimulieren werden.

🔮 Konsolidierung bei Banking-as-a-Service und Finanz-API-Hubs

Dass «Embedded Finance» und «Banking-as-a-Service (BaaS)» im Jahr 2022 eine relevante Rolle einnehmen wird, ist sicherlich keine gewagte Prognose. Es ist davon auszugehen, dass BaaS-Anbieter mit der zunehmen Anzahl von Banking Verticals weiterhin auf Wachstumskurs sein werden – ggf. werden wir bereits im 2022 auch erste Übernahmen und Konsolidierungen sehen.

Wenn sicherlich die grosse Konsolidierung bei den noch jungen BaaS-Anbietern noch etwas dauern wird, so sehen wir bei Finanz-API Plattformen bereits erste Konsolidierungen und Übernahmen durch klassischen Anbieter, welche sich im Jahr 2022 weiter fortsetzen werden.

🔮 Zunehmender Übergang von Digitalisierung zur Transformation

Nein, wir werden im Jahr 2022 sicherlich noch keine grosse Transformationsbewegungen sehen, aber es werden erste gedankliche Grundlagen weg von traditionellen Bank- und Finanzdienstleistungen gelegt werden. Hierzu werden auch grundlegenden Architektur und Infrastruktur Veränderungen diskutiert und geplant werden.

Banken müssen mit der Transformation plötzlich Antworten auf Fragen, die in der Finanzindustrie bislang noch nie dagewesenen waren, geben können. Dies wird eine grosse Herausforderung darstellen, weil oftmals immer noch die entsprechenden Talente fehlen. Eine wichtige Aufgabe für das Jahr 2022 wird es somit sein trotz des War-4-Talents die richtigen Talente zu finden und diese für das Banking zu begeistern, damit man in der Lage ist diesen nächsten wichtigen Schritt zu gehen.

🔮 Daten und Datenschutz werden stärkere Opportunitätstreiber

Bei digitalen Bankgeschäften sind Daten die Opportunitätstreiber und das Herzstück des Wandels. Sie bieten in End-2-End Lösungen die Chance von Echtzeit-Analyse und damit einen kundenzentrierteren und schnelleren Service. Die Fragen nach dem Speicherort dieser anfallenden Daten wird im Jahr 2022, gemeinsam mit dem Weg in die Cloud, ein grosses Thema werden.

GAIA-X wird wohl auch im Jahr 2022 nicht den Durchbruch zu Europas souveränen Cloud schaffen. Die Initiative war aber mit unter mitverantwortlich, dass die bekannten Cloud-Hyperscaler begannen nach lokalen Datenschutzbestimmungen und von deren Heimmarkt «unabhängige» Rechenzentren zu bauen. Im besten Fall verbreitet sich nun die europäische Vorstellung von Standards bezüglich transparenter Datennutzung zunehmend über die europäischen Grenzen hinaus.

🔮 Maturitätsschritt bei Metaverse und Digital Assets

Die Silhouette eines oder mehreren Metaverse nimmt mit dem Zusammenkommen und Reifegrad von DLT-Technologie, Digital Assets, AR, VR, Internet Bandbreite und Rechenleistung im 2022 richtig Fahrt auf. Die aufgeheizte Goldgräberstimmung rund um NFTs wird im Jahr 2022 fortgesetzt werden, ist aber m.E. mit der Zeit rund um ICOs vergleichbar – wichtig für die Entwicklung, aber im Nachgang viel Luft und wenige Gewinner. Bin mir sicher, dass auch im Jahr 2022 der Takt bei der Entwicklung des programmierbaren Webs weiterhin durch die Gaming-, Mode-, Kunst- und Creative-Industrie angeben wird.

Die Mehrheit der Banken sind leider auch heute noch nicht die angeblichen Technologieunternehmen mit Banklizenz doch dies wäre einer der Grundbedingungen, um im Web3 eine relevante Rolle zu spielen. Ich schätze es wird deshalb auch im Jahr 2022, trotz der Zunahme von tokenisierten Vermögenswerten nur ein geringe Anzahl von Banken geben, welche sich seriös und mit voller Energie dem Thema der digital Assets und dem Web3 annehmen werden.

Fazit

Auch wenn wir trotz der anhaltenden FinTech Bewegung und vorhandenen technologischer Innovation immer noch zu wenig Bewegung und damit immer noch viele Marktineffizienzen sehen, so wird die Industrie sich bestimmt auch im Jahr 2022 weiterhin in kontinuierlichen und inkrementellen Schritten weiterentwickeln und ab und zu vielleicht sogar einen grösseren Schritt nehmen.

Was sich auch immer im Jahr 2022 verändern wird, das wichtigste auf diesem Weg der Transformation ist, immer einen offenen Geist zu haben und Freude am Wandeln und den neuen Möglichkeiten zu entwickeln. Mit diesem Mindset sehen dann Chance und Risiken plötzlich ganz anders aus.

Wünsche Euch allen einen «Guten Rutsch» und ein erfülltes, mutiges und innovatives Jahr 2022.

Hausbank im 21. Jahrhundert, Realität oder Utopie?

Finance Coach

Der Artikel ist am 16. September 2020 erstmals auf InTech.Swiss erschienen.

Für Retailbanken ist es auch heutzutage noch ein wichtiges und häufig erwähntes Ziel, die «Hausbank» ihrer Kunden zu sein. Der Begriff ist bereits längst über den Finanzjargon hinausgewachsen und auch für Nicht-Banker ein geläufiger Ausdruck geworden. Doch was ist genau mit «Hausbank» gemeint und ist diese heute noch zeitgemäss?

Der Duden setzt den Schwerpunkt der Definition auf die Regelmässigkeit der Leistungsnutzung bei einer Bank und hält sich damit sehr kurz und prägnant. Der Wikipedia Artikel ist ausführlicher und geht davon aus, dass der Begriff «Hausbank» mehrere Bankbeziehungen mit einem Kunden voraussetzt. Weiter ist der Definition zu entnehmen, dass es sich bei der Hausbank, um den primären Kreditgeber und einer langfristigen Kundenbeziehung handelt, weshalb die Hausbank dadurch gegenüber anderen Banken einen Informationsvorsprung geniesst. Beide Definitionen waren in der Vergangenheit sicherlich legitim, sind aber überholt und widerspiegeln weder die heutige Realität noch bieten sie eine zukunftsgerichtete Definition des Begriffes «Hausbank».

Was mir bei der eingangs erwähnten Definition missfällt, ist der Fokus auf das Kreditgeschäft sowie auf die Menge der Leistungen, welche von einer Bank bezogen werden. Es fehlt zudem jeglicher Hinweis auf Vertrauen, Kompetenz, Zugänglichkeit und Sicherheit, was alles integrale Bestandteile einer fruchtbaren und langfristigen Geschäftsbeziehung sind. Es gibt aber durchaus auch andere Definitionen, wie bspw. die der Lending Plattform Auxmoney, welche das Augenmerkt auf den, meines Erachtens, wichtigsten Punkt legt, nämlich auf die Vertrauensbasis.

Verteilte Beziehungs- und Produktlandschaft bei den Kunden

Heidi Muster arbeitet Vollzeit. Sie verfügt über ein Lohnkonto bei einer Bank und ein Wertschriften-Depot mit Mitarbeiteraktien aus der Erbschaft ihres Vaters, welche sie aus emotionalen Gründen nicht verkaufen möchte. Ein Aufbau des Depots mit weiteren Aktien o.ä. ist für sie aber kein Thema, d.h. jedoch nicht, dass Heidi gegenüber Wertschriftensparen abgelehnt ist. So überweist sie jeden Monat CHF 200 auf einen Sparplan bei einem Robo-Advisor, um sich damit über die Jahre diversifiziert etwas anzusparen und bestenfalls von der Entwicklung der Börse zu profitieren.

Das Kreditkartenangebot ihrer Bank sagt ihr nicht zu, weshalb sie sich für die Cumulus- und Supercard-Kreditkarte ohne Jahresgebühr (jeweils für Einkäufe in der Schweiz) entschieden hat und damit gleichzeitig mit den Kreditkarten auch Punkte der jeweiligen Loyalty Programme sammeln kann. Kürzlich ist für Reisen sowie Besorgungen im Ausland die Karte einer Neobank mit attraktiven Wechselkursen in die Kartenwelt von Heidi dazugekommen. Bei der Hypothek sowie den 3. Säule-Konten hat sich Heidi für online Angebote entschieden, welche ihre Bedürfnisse optimal abdecken.

Anforderungen Heidi Muster

Quelle: Eigene Darstellung

Das Beispiel zeigt auf, dass die Kunden sich zunehmend Angebote auswählen, welche optimal zu ihren Bedürfnissen passen und nicht irgendein ein Angebot aus der bestehenden Bankbeziehung wählen. Diese Wahlmöglichkeit war grundsätzlich immer schon vorhanden, doch heutzutage ist die Verfügbarkeit von spezialisierten Lösungen sowie deren Zugang durch die online Verfügbarkeit, der digitale Identifikation und Signatur sehr stark vereinfacht worden.

Diese verteilte Beziehungs- und Produktelandschaft bringt Heidi nebst den Vorteilen, welche sie sich von den Produkten verspricht, auch einige Nachteile:

  • Aufwand die jeweiligen Angebote auf Seriosität und Sicherheit zu prüfen
  • Eine Vielzahl von Ansprechpartner und online Zugängen
  • Fehlendes Gesamtbild über ihre Finanzen an einem Ort
  • Keine Möglichkeit, dass aus ihren verstreuten Daten einer der Unternehmen Erkenntnisse für sie ableiten kann.

Trotz diesen offensichtlichen Nachteilen steigt in der Schweiz die Bereitschaft sich an Produkten von anderen Anbietern zu bedienen.

Was bedeutet dieser Trend für Banken und FinTechs?

Werfen wir einen Blick auf die Hintergründe der obigen Produkteauswahl von Heidi Muster. Die getätigten Produktentscheidungen stehen im Zusammenhang mit Bedürfnissen, welche in der bestehenden Kundenbeziehung nicht oder nicht in der gewünschten Art bezogen werden können. Selbstverständlich sind Kosten bzw. Konditionen auch wichtige Entscheidungsfaktoren und diese werden durch die einfache Zugänglichkeit von vorteilhafteren Angeboten noch verstärkt. Weiter bieten solche Angebote oftmals einfache und leicht verständliche gekapselte Lösungen. Losgelöst von all diesen Elementen sind aber auch Kompetenz und Sicherheit sehr wichtige Entscheidungsfaktoren.

Anforderungen

Quelle: Eigene Darstellung

Diese sich konstant in Bewegung befindlichen Anforderungen umsetzen bzw. stemmen zu können, bleibt gegebenenfalls grösseren Banken vorbehalten. Mittlere und kleinere Bank werden in Zukunft andere Wege finden müssen. Weshalb sage ich das? Retailbanken bieten üblicherweise ein breites Angebot an. Aber genau dieses breite Angebot bringt enorme Herausforderungen, wie sich konstant verändernde Regularien sowie sich verändernde Ansprüche und Bedürfnisse der Kunden, mit sich. Um diesen Anforderungen gerecht zu werden und trotzdem solide Gewinne erwirtschaften zu können, muss zu den jeweiligen Produkten ein entsprechendes Mengengerüst an Kunden vorhanden sein. Es gibt aber auch andere Wege, wie sich bspw. mit universellen Schnittstellen und diversen Partnern mit einem breiten Angebot aufzustellen. Somit kann den Kunden eine grosse Auswahl an Leistungen angeboten werden, ohne die gesamten Aufwände für das Bauen, Unterhalten und Weiterentwickeln selber tragen zu müssen.

Vorschlag für eine Definition

Das nachfolgende Bild mit der «Bank» dient als Inspiration, für ein Prinzip von Vertrauen in finanzielle Angelegenheiten, welches heute mehr denn je seine Daseinsberechtigung hat, aber nach einem neuen Begriff sucht.

Weitsicht

Vertrauen und Kompetenz sind wichtige Grundpfeiler, wobei das Vertrauen sich durch Kompetenz und dem Verlauf einer Beziehung erst entwickeln muss. Ein solcher Partner trifft nicht Entscheidungen für mich, sondern bringt ein ganzheitliches Angebot sowie seine Kompetenz in die Beziehung ein, um mich zu beraten und mir die richtigen Fragen zu stellen und meine Sichtweise zu challengen – ähnlich einem Coach. Dieser Coach ist niemand der wöchentlich in Anspruch genommen wird, sondern vielmehr in regelmässigen Abständen die finanzielle Entwicklung und Gesundheit prüft und ggf. erweitert oder anpasst. Hierzu gehört auch, dass sich unsere Lebensumstände ändern, bspw. durch

  • Heirat/Scheidung
  • Kinder
  • Immobilienkauf/-verkauf
  • Unternehmensgründung
  • Erbschaft

«Ein Finanz-Coach weist greifbare Kompetenzen, hohe Sicherheit und eine erlebnisgeprägte Zugänglichkeit auf und schafft damit ein Vertrauensverhältnis. Er steht seinen Kunden als vertrauenswürdiger Berater, Problemlöser und Challenger zur Seite. Durch seine Kompetenzen gibt er Anregungen sowie transparente Vorschläge, welche seinen Kunden Entscheidungen vereinfachen. Er ergänzt und schafft einfache Zugänglichkeit zu seinen Angeboten sowie zu Angeboten, welche er selber nicht und nur teilweise anbieten kann.

Diese Beziehung zeichnet sich, obwohl nicht alles vom Finanz-Coach selber stammt, durch ein benutzerfreundliches ganzheitliches Bild der finanziellen-Situation aus und wird durch Proaktivität des Finanz-Coaches so für seine Kunden aufbereitet, dass diese die Entspanntheit und den Weitblick aus dem obigen Bild stets halten können. Wie jede andere Art von Beziehung wird diese, wenn es für beide Partner stimmig ist, von langfristiger Natur sein, in der gemeinsam vereinbarte Ziele regelmässig getrackt und besprochen werden.»

Finance Coach

Quelle: Eigene Darstellung

Mit der zunehmenden Verteilung der Beziehungs- und Produktelandschaft wird das Bedürfnis nach einem solchen Coach immer stärker werden. Eine Unternehmung, die es schafft sich als vertrauenswürdigen Finanz-Coach an der Kundenschnittstelle zu bewähren, wird nicht als reiner Produktelieferant angesehen, sondern wird seine Kundenschnittstelle halten können. Regularien, wie bspw. PSD2 in der EU ermöglichen bereits heute Drittanbietern den Zugang zu wertvollen Kundendaten und zukünftig werden diese die Elemente Kompetenz und Sicherheit weiter ausbauen und zu ernstzunehmenden Mittbewerbern für die etablierten Player werden.

Tippt und wischt ihr noch oder sprecht ihr schon mit eurer Bank?

Voice Assistant

Der Artikel ist am 20. Oktober 2020 erstmals auf InTech.Swiss erschienen.

Die letzten Jahre waren geprägt von Tippen und Wischen auf Touchscreens von Smartphones und Tablets. Die Sprache als Interface gewinnt seit einigen Jahren weltweit immer mehr an Bedeutung, da die Hände frei sind und es sich natürlicher anfühlt. Birgt diese Entwicklung genügend Potential, um das nächste grosse Ding zu werden und sich auch in der Finanzindustrie durchzusetzen?

Bequemlichkeit und örtliche Unabhängigkeit bei der Erledigung von Aufgaben ist ein zentraler Treiber für die Nutzung von Sprachassistenten. Noch bequemer wäre es nur noch, wenn sich die Aufgaben von selbst erledigen würden. Die Sprachtechnologie hat heute bereits ein Reife- und Komfortniveau erreicht, welches die nächsten Jahre unaufhaltsam die Art und Weise verändern wird, wie Beziehungen zwischen Unternehmen und Verbrauchern zukünftig aufgebaut werden.

Die gängigsten Sprachassistenten stehen uns allen – ohne Investitionen in Smart Speakers zu tätigen – über unsere Smartphones breitflächig zur Verfügung, was aufgrund der hohen Verbreitung wie ein Brandbeschleuniger in der Nutzung wirkt. Alexa sowie die Google-Assistant-App ist für Android und iOS verfügbar. Siri (Sprachassistent von Apple) bildet die Ausnahme und steht lediglich auf iOS Geräten zur Verfügung.

Wie funktioniert ein Voice-Assistant?

Die nachfolgende Grafik und Beschreibung veranschaulicht sehr vereinfacht, wie ein heutiger Voice-Assistant funktioniert.

Voice Assistant

Quelle: Eigene Darstellung

  1. Die Aufmerksamkeit des Voice-Assistant (Smart Speaker, Smartphone, Auto Boardcomputer, Fernbedienung usw.) wird via Wake Word (Alexa, OK Google, hey Siri usw.) oder mittels Knopfdruck (Fernbedienungen, Autos usw.) aktiviert und man teilt dem Voice-Assistant seinen Wunsch mit.
  2. Der Voice-Assistant wird gestartet und der Inhalt der Tonspur «Welche Uhrzeit ist es in Sydney?» wird mittels Natural Language Processing (NLP) von einer unstrukturierten Form (Tonspur) in eine strukturierte und maschinenlesbare Form (Text) übersetzt.
  3. Der Text wird durch den Voice-Assistant nach der gewünschten Fähigkeit (Uhrzeit) sowie dem Auftrag (jetzt) an die Fähigkeit untersucht. Dann werden diese Informationen (Uhrzeit; Jetzt; Sydney) an die API der aufgerufenen Fähigkeit (Uhrzeit) übergeben.
  4. Das entsprechende Uhrzeit API läuft mit den Parametern (Jetzt; Sydney) durch und sendet die Antwort wieder zurück an den Voice-Assistant.
  5. Dieser sendet die Antwort an das Gerät, über welches der Auftrag erfolgte.
  6. Und mittels Sprache wird die Antwort von diesem Gerät ausgegeben.

Alles Zukunftsmusik?

Sprachgesteuerte Technologie ist nicht ein Zukunftstraum. Sie ist heute bereits präsent und weit verbreitet, denn sprachfähige Geräte (Smartphones und Smart Speaker) sind allgegenwärtig und immer mehr Geräte lassen sich durch sie steuern. Alleine Amazon ist es in den letzten drei Jahren gelungen, dass Alexa über 100’000 unterschiedliche Geräte von mehr als 9.500 Herstellern mittels Sprache steuern kann.

Geraete unter Alexas Kontrolle

100.000 Geräte unter Alexas Kontrolle

Beachtlich sind ausserdem auch die weltweiten plattformübergreifenden Verkaufszahlen von Smart Speakern. Allein im Jahr 2019 wurden weltweit über 147 Millionen Smart Speakers verkauft. Hinzukommen noch über zwei Milliarden vorhandene Smartphones (weltweit), über welche ebenfalls Voice-Assistants genutzt werden können.

Global Smart Speaker Sales

Global Smart Speaker Sales Q3 2018 – Q1 2020

Wo stehend wir in der Schweiz?

Die Nutzung von Voice-Assistants ist auch in der Schweiz am Boomen. Gemäss dem Voice First Barometer Switzerland aus dem Jahr 2019 nutzen bereits über 51% der Schweizer Bevölkerung im Alltag Voice-Assistants. Das Voice First Barometer Switzerland(Farner ConsultingUniversität Luzern und Swisscom) ist eine repräsentative Studie zur Erfassung und Beobachtung der Verbreitung von Voice User Interfaces (VUI) in der Schweiz, welche seit dem Jahr 2018 jährlich erhoben wird – sowie zur Einstellung der Schweizer Bevölkerung gegenüber diesen neuen Technologien.

Die Nutzerzahl von 51% überrascht sehr, da die grossen Plattformen bis vor kurzem einen grossen Bogen um die Schweiz gemacht haben. Amazons Echo (Alexa) Smart Speaker kann in der Schweiz lediglich mit gewissen Limitierungen – bspw. kein offizieller Support, keine Alexa-App in den Schweizer App-Stores und gewisse Apps lassen sich nicht koppeln, weil die Schweiz als Land nicht supportet ist – genutzt werden. Der Google-Assistant, Siri und Bixby (Samsung) hingegen werden in der Schweiz offiziell supportet.

Die Erklärung, weshalb die Nutzerzahl dennoch so hoch ist findet sich ebenfalls in der Studie. Denn daraus geht hervor, dass 42% der befragten Personen die Sprachfunktionen auf dem Smartphone (Auto 16%, Desktop-Computer12%), und lediglich 2.63% Smart Speakers wie Echo (Alexa) oder Google Home nutzen.

Voice Map Switzerland

Einen sehr guten Überblick zur Voice User Interface Landschaft in der Schweiz verschafft die Voice Map Switzerland, welche durch das Voice Meetup Switzerland und das Institute für Digital Business der HWZ erstellt wurde. Das von ihnen definierte Ziel für die Voice Map ist es, Transparenz zu den Entwicklungen im Bereich der Voice User Interfaces in der Schweiz zu schaffen.

Voice Map Switzerland

Voice Map Switzerland

Banking

Im Schweizer Banken Umfeld gibt es derzeit zwei Vorreiter, welche sich bereits intensiv mit der Einbettung von Sprache und Sprachassistenten beschäftigt haben.

SGKB – der Finanzassistent der Schweizerdeutsch versteht

Seit Juni 2019 können die Kundinnen und Kunden der St.Galler Kantonalbank im Finanzassistenten neben dem klassischen Weg auch direkt per Sprache Abfragen auslösen. Die Spracherkennung basiert auf der Lösung von Spitch und versteht auch Schweizerdeutsch, was die Nutzung natürlicher und einfacher gestaltet. Es ist ein kleiner Schritt, aber es ermöglicht der Bank eine neue Form der Kundeinteraktion auszuprobieren, um damit Erfahrungen für die Zukunft zu sammeln.

Angela Finance – Deine Debit- und Kreditkarte per Stimme im Griff

Angela Finance ist ein Prototyp der Viseca, welcher die Möglichkeit bietet via eines Echo Devices (Amazon Alexa) seine Karte zu sperren, die verbleibende Limite oder die letzten Transaktionen per Stimme abzurufen. Beeindruckend ist auch die Sicherheitslösung, welche in Zusammenarbeit mit Futurae und ihrer Smart Speaker Authentication umgesetzt wurde und den Nutzern unter anderem eine Zero-Touch Methode (ohne Voice Fingerprinting) erlaubt, um sich gegenüber Angela zu authentisieren (2-Faktor-Authentifizierung).

Alexa Futurae MFA 2FA

Futurae

Wenn wir einen Blick zu unserem Nachbarn nach Deutschland werfen, dann finden sich im Banken Umfeld mit den Sparkassen und der Comdirect zwei Banken, welche sprachbasierte Dienstleistungen über den Google Assistant anbieten.

Die Google Action der Sparkassen bietet derzeit Abfragen des Kontostands für Einzel- und Gemeinschaftskonten, Abfragen des Gesamtfinanzstatus sowie Informationen über Eingänge und Abbuchungen auf dem Konto an. Die Comdirect Google Action hingegen richtet sich mit dem Leistungsumfang eher an Trading affine Kunden und bietet Realtime-Kurse, Börsennachrichten zu einzelnen Werten, Konto- und Depotstand Abfragen sowie die Vorbereitung von Überweisungen, welche man nachher in der Comdirect App freigeben kann, an.

Wir sind mitten in einer Revolution des User Interfaces und in der Entstehung eines neuen Milliarden Marktes (weltweit), denn in den nächsten Jahren wird die Steuerung von Geräten über unsere Stimme so selbstverständlich wie die Nutzung eines Smartphones werden.

Die Nutzung eines Sprachassistenten wird nicht zu einem alles entscheidenden Wettbewerbsvorteil führen. Doch im heutigen Umfeld, wo Technologieunternehmen zunehmend über Banklizenzen verfügen verschärft sich der Kampf um die Kundenschnittstelle. Wie alle anderen Online-Branchen müssen Banken und FinTechs evaluieren, wie sich die Kundenpräferenzen bei der Sprachsteuerung entwickelt, denn diese bietet ihnen eine gewaltige Chance Banking Services omnipräsent in den Kontext von Kundenbedürfnissen einzubetten.

iPotty und digitales Geld. Die neue Realität unserer Kinder

Digital iPotty

Der Artikel ist am 28. August 2020 erstmals auf InTech.Swiss erschienen.

Spielzeughersteller entdecken zunehmend Kinder und Jugendliche als attraktive Zielgruppe für interaktive und vernetzte Spielzeuge wie der iPotty oder die moderne «Lädelikasse» mit Handscanner, Kartenterminal und Alexa Unterstützung. Die Nutzung von virtuellem Geld nimmt kontinuierlich zu, doch wie lernen unsere Kinder mit dieser Welt umzugehen und wie unterstützt sie die Finanzindustrie dabei?

Die Anteile der Generationen auf dem Arbeitsmarkt haben sich in den letzten Jahren durch die Pensionierungen der Babyboomer stark verändert. Diese Verschiebung von den bis 2009 dominierenden Babyboomers bis hin zu den Generationen Y und Z, hat einen grossen Einfluss darauf wie und wo heute konsumiert und bezahlt wird. Als Teilnehmer am Arbeitsmarkt oder als Unternehmer nehmen die Generationen Y und Z mit ihrem Selbstverständnis zum Geld, Einfluss darauf wie dieses am Point-of-Sales (Laden oder eCommerce) ausgegeben werden kann. Als Konsumenten sprechen sie gleichzeitig auch ihre Vorstellungen an erwartete Zahlungsmethoden aus. Der Swiss Payment Monitor 2019 zeigte in der letzten Version, dass sich das Zahlungsverhalten in der Schweiz langsam aber sicher in Richtung der digitalen Bezahlverfahren verschiebt. Dieses Verhalten bleibt auch unseren Kindern nicht verborgen, denn mit dem eigenen Bezahlverhalten (Smartphone, Karte oder Bargeld) leben wir ihnen bewusst oder unbewusst vor was für uns normal ist.

Die Spielzeugindustrie ist längst auf den Trend der digitalen Umwelt aufgestiegen und trägt viel dazu bei, dass auch die Zimmer der Kinder sich zu digitalen Kinderstuben entwickeln. Längst gehören Spielzeuge wie Tiptoi, Toni Box sowie Smartphone, Tablet und Sprachassistenten zum Alltag der Kinder dazu. Begünstigt wird dies durch unser eigenes Verhalten, denn Kinder sind erwiesenermassen echte Beobachtungs- und Nachahmungskünstler und lieben es unser Verhalten nachzuspielen. So ist es wenig verwunderlich, dass Spielzeuge entwickelt werden, welche frühe erste Berührungspunkte mit Geräten, wie Smartphones, Tablets oder Sprachassistenten begünstigen.

Digitales Kinderzimmer

Die vom Bitkom erhobene Statistik aus dem Jahr 2017 unterlegt den Trend dieser Entwicklung und zeigt auf, dass Kinder bereits in jungen Jahren Geräte wie Smartphone, Computer, Fernseher und/oder Tablet besitzen. Wir können mir hoher Gewissheit davon ausgehen, dass diese Werte nun im Jahr 2020 noch einiges höher sind.

Digitales Kinderzimmer Statista 2017

Quelle: Digitales Kinderzimmer Statista

Die Bitkom Statistik beginnt bei den 6 bis 7-jährigen Kindern, welche diese Geräte persönlich besitzen, doch selbst Kleinkinder haben bereits frühe Berührungspunkte mit den Geräten der Eltern. Vor allem in Restaurants oder Hotels sieht man vermehrt, wie Kleinkinder mit diesen Geräten beschäftig werden. Dass sich Kleinkinder gut durch Videos ablenken und beschäftigten lassen, suggeriert beispielweise der iPotty, welcher die Kleinkinder für das grosse Geschäft auf dem Töpfchen halten soll.

Genauso wie das bewährte Töpfchen, haben sich auch die «Lädelikassen» längst weiterentwickelt und verfügen in den einfachen Ausführungen über Handscanner, Scanner und Kartenterminal. Eine neuere Entwicklung ist sicherlich, dass wir Erwachsenen beginnen zu Hause digitale Assistenten für den Einkauf zu nutzen, was unserem Nachwuchs nicht verborgen bleibt. Die Produktentwickler in der Spielzeugindustrie haben diesen Trend aufgenommen. So unterstützt der Hersteller KidKraft mit seiner Variante der Spielküche inkl. Einkaufsmarkt, Amazon’s Sprachassistent Alexa und bietet damit Kindern die Möglichkeit, spielend das auf Sprachassistenten basierte eCommerce Einkaufsverhalten der Eltern nachzuahmen.

Durch unser verändertes Konsum- und Bezahlverhalten weichen Bargeldzahlungen immer mehr dem Online-Einkauf und dem Bezahlen per «virtuellem» Geld bspw. Debit- oder Kreditkarten. Es ist aber um einiges schwieriger die Übersicht über das vorhandene Geld zu behalten, wenn nicht der Geldbeutel immer leerer wird, sondern man Ende Monat nur die Rechnung für die Einkäufe auf der Kreditkartenabrechnung zu sehen kriegt. Diese einfache Art zu Bezahlen erfordert neue Fähigkeiten mit dem eigenen Geld umgehen zu können.

Welche Rolle spielt nun FinTech dabei?

Jede Retailbank bietet heute noch das uns allen aus der Kindheit bekannte klassische Kindersparkonto in Verbindung mit den unterschiedlichsten Formen von Sparschweinen und Kinderprogrammen an. Diese sind sicherlich für den Aufbau einer positiven Erinnerung sowie für den späteren Wiedererkennungswert einer Marke lohnende Investitionen. Wenn es jedoch darum geht Kindern den Umgang, den Wert und den Wertmassstab (wie lange muss ich Arbeiten, um mir eine Puppe/Spielzeugauto zu kaufen) des Geldes zu vermitteln, so ist der Lerneffekt mit den Sparschweinen etwas limitiert.

Im Sinne einer Aufklärung ist es von grosser Bedeutung, dass Kinder bereits in jungen Jahren zu verstehen beginnen, dass das Verdienen von Geld mit Anstrengungen verbunden ist. Eine frühzeitige und altersgerechte finanzielle Bildung unserer Kinder ist wichtig, damit sie später auch verantwortungsvolle Entscheidungen treffen können. Entscheidungen, die für ihr tägliches Leben unerlässlich sein werden. Virtuelle Zahlungsmittel und virtuelles Geld erschweren Kindern das Verständnis, für wie lange das Geld reicht und wann es zu Ende ist.

FinTech-Lösungen

Was bietet sich mehr an, um die Finanzkompetenz der Kinder zu fördern, als die von ihnen begehrten Geräte im Haushalt. Diese finden sie nachweislich sehr spannend und sie bieten die notwendigen Möglichkeiten, spielerisch und visuell den Wert des Geldes und wie man damit verantwortungsbewusst umgeht, an.

Finanzinstitute wie die Schweizer Kantonalbanken nehmen dieses Thema derzeit mit dem Programm FinanceMission Heroes auf, wo Jugendliche digital sowie mit Arbeitsmaterialien für die Schule Finanzkompetenzen spielerisch aufbauen können. Einige FinTech Startups wie

setzen mit Mobile-Banking Lösungen für Jugendliche auf Lernelemente und stellen zugleich auch ein vollumfängliches Zahlinstrument (Debit) für ihre Ausgaben zur Verfügung, bei welchem die Eltern ein wachsames Auge darauf halten können.

Je nach Lebensphase der Kinder bzw. Jugendlichen unterscheiden sich die benötigten Lerninhalte. In der Schweiz orientieren sich fast alle Financial Literacy Angebote an Jugendlichen. Die einzigen mir bekannten Ausnahmen bilden hierbei das digitale Sparkässeli Digipigi der Credit Suisse sowie die Lösung von Fintune einem FinTech-Startup, welches mit Finny eine Whitelabel-Lösung eines digitalen Sparkässelis mit Financial Literacy Mobile-App vertreibt. Beide Lösungen sprechen, im Unterschied zu den anderen, Kinder unter 12 Jahren an und knüpfen an die Sparschwein Story an, erweitern diese jedoch durch ein digitales Sparschwein und eine App.

Digipigi Finny

Das Sparschwein bringt das klassische haptische Element mit, bietet aber noch einiges mehr als ihre Keramik Vorfahren. Sie sind neben Sparbehälter auch Nachttischlampe, Wecker und reagieren auf Geldeinwurf und Überweisung mit ihren animierten Gesichtern und Geräuschen. Weiter kommt eine Mobile App für Kinder und Eltern sowie eine Debitkarte für die Kinder mit. Diese Elemente sollen den Kindern den Umgang mit physischen sowie mit digitalem Geld näherbringen. Die Lösungen kennen mehrere Phasen der Kindheit und verändern dadurch auch die Ansprüche bis hin zu dem Punkt, an dem das Kind zum Jugendlichen wird und sich dadurch auch das Konto verändert.

Macht das Sinn?

Solche Lösungen bieten Banken die Möglichkeit durchgängig in den Lebensphasen, vom Kleinkind bis zum Jugendlichen, immer an der Seite der Kinder und Eltern zu sein. Und ihnen bei den ersten Schritten im Umgang mit Geld die nötige Unterstützung zu bieten. Dies ermöglicht ein frühes Branding bei den Kindern und stärkt gleichzeitig die Kundenbindung und das Cross-Selling Potential bei den Eltern.

Man kann die Entwicklung hin zu digitalen Zahlungsmitteln gut oder schlecht finden. Fakt ist, dass Kinder das Verhalten welches sie beobachten nachahmen und es liegt an uns die Werte, welche wir für wichtig erachten, unseren Kindern mitgeben. Die Welt verändert sich und Kinder vor solchen Veränderungen abzuschotten ist keine Lösung. Vielmehr müssen wir unseren Kindern helfen die nötigen Kompetenzen zu erlangen, damit sie selbständig verantwortungsvolle Entscheidungen treffen werden.

Der Weg von der EDV zu FinTech

Erste Autobank der Schweiz

Der Artikel ist am 29. Juni 2020 erstmals auf InTech.Swiss erschienen.

Die Finanzindustrie erlebte in der Vergangenheit immer wieder grosse Digitalisierungsschübe. Das Zepter hatte sie vielfach selbst in der Hand und war Treiberin dieser Veränderung. Manchmal war sie aber die Getriebene und musste schnell lernen, mit veränderten Situationen erfolgreich umzugehen.

Die Finanzindustrie blickt auf eine lange Vergangenheit der Digitalisierung zurück. Die Branche setzte früh auf den Einsatz von innovativen Technologien, auch wenn diese damals ganze Lagerhallen füllten. Genutzt wurden diese Grossrechner, um einfache und repetitive Aufgaben zu automatisieren. Dadurch prägten sie den Betriff «Elektronische Daten Verarbeitung», kurz EDV, welcher vermutlich einigen noch ein bekannter Betriff ist.

Mainframe Grossrechner

ETH-Bibliothek Zürich, Bildarchiv / Fotograf: Baumann, Heinz / Com_Ex-BA01-0183-0006-0006 / CC BY-SA 4.0

Die 60er Jahre mit der Auto-Bank

Ende der 50er bzw. anfangs der 60er Jahre waren die Finanzindustrie sowie die SBB und die Swissair Pioniere (heute würde man wohl den Begriff Early Adopter verwenden) in der kommerziellen Nutzung der Grossrechner-Technologie. Deren Einsatz ermöglichte Dialoganwendungen über einen Bildschirm sowie Verarbeitungsprozesse zu automatisieren und damit eine zur damaligen Zeit unvergleichbare Menge an sich wiederholenden Aufgaben zu erledigen. Der Fokus der Anwendung lag damals bei den Backend-Prozessen und hatte keinen Einfluss darauf wie Finanzinstitute mit ihren Kunden interagierten.

Erste Autobank der Schweiz

ETH-Bibliothek Zürich, Bildarchiv / Fotograf: Comet Photo AG (Zürich) / Com_L11-0151-0006 / CC BY-SA 4.0

Der Digitalisierungsschritt mit den Grossrechnern ermöglichte es im Jahr 1962 der Schweizerischen Kreditanstalt (SKA) an der St. Peterstrasse 17 in Zürich eine Auto-Bank zu eröffnen. Dort konnten Kunden direkt mit dem Auto an einem bedienten Bankschalter vorfahren. Ohne auszusteigen wurde Geld abgehoben und andere Bankgeschäfte getätigt. Nur wenige Jahre später wurde es möglich am klassischen Bankomaten, welcher durch die damalige Schweizerische Bankgesellschaft (SBG) am 1. November 1967 in der Schweiz eingeführt wurde, ohne Schaltermitarbeitende selbständig Geld abzuheben.

Die 90er Jahre und das Internet

Mitte der 90er Jahre brachte die zunehmende Verbreitung und Popularität des Internets die New Economy hervor. Diese bot neuartige Möglichkeiten Produkte und Dienstleistungen in einer bislang nicht dagewesenen Skalierung zu verkaufen. Vorher undenkbare oder nicht rentable Geschäftsmodelle wurden Dank der zunehmend globalen Vernetzung nun möglich.

Videotex-Telefon, Comtel 3210 von Siemens-Albis

ETH-Bibliothek Zürich, Bildarchiv / Fotograf: Comet Photo AG (Zürich) / Com_LC1229-005-002 / CC BY-SA 4.0

Im Zentrum der New Economy stand der E-Commerce, dennoch hatte die Finanzindustrie die zugrundeliegende Technik als Early Adopter genutzt und zuerst Telebanking via Videotex (VTX) angeboten, bis die Credit Suisse im April 1997 (kurz darauf folgten SBG, UBS und die Zürcher Kantonalbank) das erste Online-Banking der Schweiz auf den Markt gebracht hat. Das Online-Banking ermöglichte es den Zahlungsverkehr und später auch den Börsenhandel am heimischen Computer selbständig abzuwickeln.

Der Startschuss der «New Economy» in den 2000er

Die New Economy fand, zumindest an der Börse, am 10. März 2000 mit dem Platzen der Internet Blase (Dot-Com Bubble Burst) ein jähes Erwachen. Seitens der Kunden blieb die Nachfrage nach Online-Angeboten jedoch ungebrochen und wurde in den Folgejahren, durch stetig zunehmende Internetbandbreite und wachsende Popularität des Internets, weiter beflügelt.

Der Startschuss für die «New Economy» der Finanzwelt, also FinTech oder auch Finance 2.0 genannt, wird oft mit der letzten Finanzkrise bzw. dem Fall von Lehman Brothers im Jahr 2008 in Verbindung gebracht. Der Auslöser der Krise blieb nicht nur den Personenkreisen aus der Finanzwelt vorbehalten, auch die breite Masse der Bevölkerung verstand, dass die Gier aus Teilen der Finanzindustrie gepaart mit vorangegangener Deregulation zu einer Spekulationsblase mit enormen Ausmassen führte. Als die Blase 2008 platzte, kollabierte beinahe das weltweite Finanzsystem. Diese geschichtsträchtige Finanzkrise hinterliess einen nachhaltigen faden Beigeschmack am traditionellen Bankgeschäft.

FinTech heute

Selbst wenn die Finanzkrise nicht der alleinige Grund für die Entstehung der FinTech-Bewegung war, so hat zumindest die Enttäuschung über das Verhalten der Finanzindustrie dem Thema FinTech einen enormen Auftrieb verliehen. In den letzten Jahren ist weltweit eine beträchtliche Menge an Kapital in FinTech-Unternehmen geflossen und die Branche hat dadurch ein enormes Wachstum erlebt. Ob die aktuelle Corona-Situation einen vergleichbaren oder gar noch radikaleren Einfluss auf FinTech haben wird, wird sich in naher Zukunft weisen. Offensichtlich ist heute bereits, dass wir durch COVID-19 einen enormen Zuwachs in der Nutzung der vorhandenen digitalen Angebote erleben. Dies aus dem einfachen Grund, weil sich nicht mehr die Frage stellt, ob jemand etwas digital beziehen bzw. nutzen möchte, sondern ob es ein Unternehmen anbieten kann. In Zeiten von Corona, ist der digitale Weg oft auch der einzige Weg die Kunden zu erreichen.

Unternehmen aus unterschiedlichen Industrien wurden aufgrund ihrer zögerlichen Haltung in den vergangenen Jahren gegenüber der Digitalisierung in Zeiten von Social Distancing eiskalt erwischt. Diejenigen, welche ihr Businessmodell überarbeitet oder zumindest den Zugang zu ihren Produkten auf digitale Vertriebswege angepasst haben, profitierten stark und wurden für ihre Weitsicht belohnt. FinTech sowie die Finanzindustrie selbst, hat durch diese Krise eine optimale Ausgangslage erhalten bestehende Investitionen auszubauen, um erfolgreich weitere Meilensteine in der Digitalisierung zu erreichen.

Post-Corona

Das Tempo der Veränderung wird Post-Corona zulegen und den Wandel weiter vorantreiben. Die Kunden sind bereit! Was es nun braucht sind noch zusätzliche attraktive Lösungen, welche die Kundenbedürfnisse direkt beim Entstehen und nicht erst beim angebotenen Produkt oder der Dienstleistung abholen.

Cybersecurity und FinTech

cybersecurity

Der Jahreswechsel und die damit verbundenen Vorhersagen für das Jahr 2017 sind erst einige Wochen alt. Ein Element, welches bei fast allen FinTech-Vorhersagen präsent war, ist das Thema Cybersecurity. Hier ein paar Beispiele 

fintech.finance – Security will be paramount 
BBC News – 2017 tech Trends
Chris Skinner’s Blog – 10 Predictions for 2017

efinancialcareers – These will be the seven hottest fintech skills of 2017

Auch Beratungsunternehmen stellen in ihren Umfragen zur Zeit fest, dass das Thema Cybersecurity immer mehr an Bedeutung gewinnt. So zum Beispiel im EY Bankenbarometer, befand sich das Thema Cybersecurity im Jahr 2015 auf Platz drei und im Jahr 2016 rangierte es nun bereits auf Platz zwei.

So richtig befeuert wurde das Thema Cybersecurity in den Medien und in der FinTech-Welt durch einige Vorfälle wie zum Beispiel Tesco oder N26 Ende 2016.

Tesco
Anfangs November 2016 wurden gemäss Bericht auf Inside-IT bei Tesco «drei Millionen» Dollar von Kundenkonten entwendet. Von den 136’000 Kontobesitzer seien um die 9’000 von den illegalen Transaktionen betroffen» konnte man in den BBC News lesen. 

N26
Im Dezember 2016 wurde publik, dass N26 mit schwerwiegenden Sicherheitsproblemen zu kämpfen hatte http://fortune.com/2016/12/28/n26-smartphone-bank/ 

Dass solche Vorfälle auch einen Einfluss auf die «klassische» Finanzwelt haben, zeigte sich in den Aussagen von Sicherheitsforscher Vincent Haupert, welcher die Probleme bei N26 auf dem 33. Chaos Communication Congress (33C3) in Hamburg vorgeführt hatte.

Zitat aus dem Bericht auf heise online
«FinTechs zerstörten nun auch das noch vorhandene Vertrauen in den Finanzsektor, dass Banken über Jahrzehnte hinweg aufgebaut hätten. Zudem vergrößerten sie den Druck auf traditionelle Häuser, immer einfach bedienbare Apps in Verkehr zu bringen, die in der Regel in Punkto Sicherheit nicht mithalten könnten. Auch die Bankenaufsicht Bafin kritisierte er dafür, offenbar ohne belastbare Prüfungen Lizenzen zu erteilen.» 

Haupert geht m.E. etwas hart ins Gericht mit den FinTech Unternehmen. Nichtsdestotrotz sind seine Aussagen nicht von der Hand zu weisen, denn die durch FinTech Unternehmen getriebene schnelle Entwicklungs- und Release-Geschwindigkeit, in Kombination mit oftmals zu wenig Geld für Security, sind eine explosive Mischung, wenn es um Finanz- oder Versicherungslösungen geht. Des Weiteren kommt dazu, dass die traditionellen Häuser – wie Haupert es nennt – aufgrund des durch FinTechs erhöhten Markt- und Margendrucks auch solche Entwicklungs- und Release-Zyklen anstreben, um kompetitiv bleiben zu können. Das kann aber zu seriösen Problemen führen, denn deren Systeme und Entwicklungsprozesse sind üblicherweise über Jahre auf Stabilität und Sicherheit getrimmt worden und nun sollen plötzlich viel schnellere Release Zyklen eingeführt werden. 

Mir wurde dieses Jahr die Ehre zu Teil, das Vorwort für die diesjährige Scip Labs Ausgabe zu schreiben. Das Vorwort geht genau auf die obenerwähnte Problematik, des Marktdrucks durch FinTech-Unternehmen auf „klassische“ Institute, ein. Denn die heute vom Markt verlangte und durch FinTechs getriebene Entwicklungs- und Release-Geschwindigkeit führen unweigerlich irgendwann zu fatalen Fehlern. Eines ist jedoch klar, die Veränderungen und das neue Tempo sind unaufhaltbar und Teil der neuen Realität, aber es erfordert, dass im Bereich der Cybersecurity ein Paradigmawechsel in der Abwehr von Angriffen und in der Art wie Verteidigungslinien aufgebaut und gepflegt werden, stattfindet.

Wir haben in der Schweiz sehr gute Voraussetzungen, um auch diese Herausforderungen zu meistern wie GreaterZurichArea letzthin in ihrem Blog festgehalten hat „Cybersecurity is becoming an important issue“. Dieser Blogpost zeigt, dass wir im Bereich von Cybersecurity sehr viel Kompetenzen haben und uns diesen Standortvorteil zu Nutzen machen sollten, um Systeme bei FinTech-Startups sowie traditionellen Häusern besser zu schützen.

Neugierig auf das Scip Lab8? Ich verlose drei Exemplare.

SCIP Lab8 Cybersecurity

Lass mich bis am 17. Februar 2017 12:00, wissen, weshalb genau Du ein Exemplar haben solltest – die kreativsten drei Mitteilungen erhalten ja ein Exemplar des Buches von mir zugestellt.

Eingaben nehme ich gerne auf LinkedIn, Twitter, Google+ oder Facebook entgegen. Nach Ablauf der Frist, werden alle Eingaben publiziert und die drei Gewinner durch mich erkoren.

 

Die digitalisierten Banker kommen!

Digital Finance
Die Digitalisierung und die damit einhergehenden Transformationsprozesse sind unübersehbar in der Finanzindustrie angekommen. Auch an einigen Fachhochschulen hat man das Thema aufgenommen und man bietet entsprechende Weiterbildungsprogramme an, um die Studierenden auf die Anforderungen von heute und morgen vorzubereiten. Denn viele der uns bekannten Arbeitsprofile verändern sich bereits und wir müssen uns auch bewegen, wenn wir mit der Veränderung mithalten wollen.

Überblick und Vergleich

Das Angebot ist bereits genug gross, so dass man die Qual der Wahl hat. Neben der geografischen Lage der Schule, spielen natürlich auch der Inhalt und die Kosten eine grosse Rolle. Ihr findet nachfolgend eine Aufstellung der Einzelheiten von drei mir bekannten CAS-Programmen zu Digital Finance bzw. Digital Banking und die Antworten auf meine Fragen an die Studienleiter bzw. Ausbildungsverantwortlichen. Diese Aufstellung hilft Euch bestimmt bei Eurer Entscheidung, solltet Ihr eine solche Ausbildung in naher Zukunft in Erwägung ziehen.

HSLU/IFZ – CAS Digital Banking Kalaidos – CAS FH in Digital Banking HWZ – CAS Digital Finance
Abschluss Certificate of Advanced Studies (CAS) Hochschule Luzern/FHZ in Digital Banking Certificate of Advanced Studies (CAS) FH in Digital Banking Certificate of Advanced Studies (CAS) in Digital Finance
Voraussetzung Hochschulabschluss oder äquivalenter Abschluss plus drei Jahre Berufskompetenz und ausreichende Kenntnisse der deutschen Sprache (Unterrichtssprache) und ausreichende Englischkenntnisse, um englischsprachigem Unterricht folgen und um englische Texte verstehen zu können Hochschulabschluss oder äquivalenter Abschluss zuzüglich Berufserfahrung (Abschluss höhere Fachschule mit mind. 2 Jahren Berufspraxis oder höhere Fachprüfung mit mehrjähriger Berufserfahrung). Unter bestimmten Bedingungen auch eine Zulassung „sur dossier“ möglich Hochschulabschluss oder äquivalenter Abschluss plus zwei Jahre Berufskompetenz
Unterichtsprache Deutsch (90%) / Englisch (10%) Deutsch Deutsch (90%) / Englisch (10%)
Studienort Zug Zürich-Oerlikon (30% Präsenzunterricht Vorort. 70% individuelle Praxisprojekte, Gruppenarbeiten und Selbststudium) Zürich-Europaallee
Studienbeginn April / Herbst April und Oktober März und August
Dauer 1 Semester (21 Tage inkl. Studienreise nach London) 1 Semester (11 Tage inkl. 2 Inspiration Days) 1 Semester (18 Tage inkl. Studienreise nach London)
Schultage Einmal im Monat 2 bis 3 Tage (Donnerstag, Freitag, Samstagmorgen) I.d.R. einmal im Monat (Do/Fr – Sa) ca. 3-4 Tage pro Monat (Di/Sa) / Einflüsse Ferien und Feiertage
Study Tour London (2 Tage) Schweiz (Labs und FinTechs 2 Tage) London (2 Tage)
Maximale Klassengrösse 28 Studenten 25 Studenten 24 Studenten
ECTS-Punkte 15 15 15
Kosten CHF 9’800 CHF 9’000 CHF 9’500
enthalten Kurskosten, sämtliche Kursunterlagen in elektronischer Form und die Pausenverpflegung während des Unterrichtes im IFZ Kurskosten, sämtliches Lehrmaterial und alle Prüfungen Kurskosten, sämtliche Kursunterlagen und die Begleitung bzw. Bewertung der Abschlussarbeit
 nicht enthalten Reisekosten, Unterkunft und Verpflegung während der 2-tägigen Studienreise nach London Reisekosten der Inspiration Days zu den Unternehmen in der Deutschschweiz Reisekosten, Unterkunft und Verpflegung während der 2-tägigen Studienreise nach London
Hauptinhalte Umfeld des Digital Banking, Strategisches Digital Banking, Digitales Kundenmanagement und Social Banking, Produkte und Lösungen und Study Trip nach London Geschäftsmodelle und Transformation von Banken. Technologie, Kundenzentrierung und Wettbewerb: Technologie als Game Changer, Kundenzentrierung & Innovationen, Wettbewerb im digitalen Zeitalter. Vertrieb, Produktion, Steuerung und Transformation: Vertriebsprozesse auf Kundenebene, Produktions- und Steuerungsprozesse. Besuch von innovativen FinTech und Hubs in der Schweiz. Customer Experience, Digital Products und Services, Digital Mindset, Technology, Study Trip nach London

Fragen an die Studienleiter bzw. Ausbildungsverantwortlichen

„Was ist die Motivation ihre Study Tour im Ausland bzw. eben nicht im Ausland durchzuführen?“

Nils Hafner der IFZ

stellt in den Vordergrund, dass die Innovation-Labs und Inkubatoren, welche sie mit den Klassen in London besuchen, teilweise bereits seit mehr als fünf Jahren existieren und dass diese dadurch mehr Erfahrung in diesen Themen haben, als die meisten Schweizer Labs, welche erst vor kurzem begonnen haben. Des Weiteren sei ein anderer Blickwinkel auf das Thema, losgelöst von der Schweiz, hilfreich für die Studenten, um das Thema auch aus einer internationalen Perspektive zu sehen.

Rino Borini der HWZ

betonte, dass London für die Studierenden sehr spannend sei, denn das Ökosystem zwischen Startups und den Regulationsbehörden (FCA) funktioniere anders als in der Schweiz. Ausserdem sei die teilweise unterschiedliche Sichtweise der Londoner Startups eine gute Inspirationsquelle für die Studierenden. Nichtsdestotrotz werden während des Lehrgangs auch Schweizer Fintech Unternehmen wie contovista, lend u.ä. sowie der Inkubator F10 berücksichtigt.

Stefanie Auge-Dickhut der Kalaidos

sagte mir, dass die Schweiz eine attraktive und zurzeit auch stark wachsende FinTech-Szene beheimatet, die sehr interessant ist, um den heimischen Markt zu verstehen. Als Ergänzung haben sie Referenten, welche stark im Silicon Valley und in London unterwegs sind. Diese Referenten stellen sicher, dass auch diese internationalen Aspekte nicht zu kurz kommen.

Fragen an die Studienleiter bzw. Ausbildungsverantwortlichen

„Was unterscheidet ihren CAS von den der anderen Anbietern?“

Nils Hafer der IFZ

stellt neben dem erfahrenen Forschungsteam (v.a. Prof. Andreas Dietrich und Prof. Nils Hafner) auch die hervorragenden Gastreferenten in den Vordergrund. Des Weiteren seien auch die mehrjährigen Leistungen des Institutes in der Forschung zur Digitalisierung in der Finanzindustrie, ihre Publikationen wie z. Bsp. «Crowdfunding Monitoring» oder «Retail Banking Studie» usw. ein Asset.

Rino Borini der HWZ

stellt in den Vordergrund, dass der CAS voll anrechenbar für den MAS Digital Business an der HWZ ist. Die ausgewählten Dozenten sind Personen, welche in ihrem Themengebiet Tag ein Tag aus tätig sind und somit aus der Praxis ihr Wissen vermitteln können. Des Weiteren müssen die Kursteilnehmer voll in die digitale Welt eintauchen. Es gibt einen Klassenblog, Slack und Twitter werden verwendet mit dem Ziel, dass die Schüler selber diese Tools nutzen müssen und dadurch ein Gefühl für die neuen Kommunikationsmöglichkeiten und deren Impact entwickeln.

Stefanie Auge-Dickhut der Kalaidos

betonte, dass sie den Studenten nicht nur zeigen was es alles gibt, sondern dass sie ihnen auch Instrumente auf den Weg geben, welche es ihnen erlauben den Einfluss von neuen Trends auf ihre bisherige Strategie abzubilden. Des Weiteren wird durch sehr ausgewählte Referenten aus in- und ausländischen Bankengruppen sowie FinTech-Unternehmen dafür gesorgt, dass bereits während des Studiums ein sehr hoher Praxistransfer stattfindet.

Was sagen andere Fachhochschulen auf das nicht vorhanden sein einer solchen CAS Ausbildung angesprochen?

FFHS

Im Rahmen der Vertiefung Finance and Banking des Bachelorstudiengangs Betriebsökonomie an der FFHS werden aktuelle Veränderungen der Finanzbranche stets durch den konkreten Praxisbezug eingebunden. Eine dynamische Anpassung des Stoffinhalts an die sich schnell wandelnde Branche ist aus der Sicht der FFHS insbesondere in diesen Modulen unumgänglich.

ZHAW

Sie integrieren gerade das Digitalisierungsthema in diverse Module auf BSc und MSc-Stufe. Heute bieten sie bereits einige spezifische Weiterbildungen an wie z. Bsp. den CAS in Digitale Strategie und Wertschöpfung, CAS in Digital Marketing und das DAS in Data Science. Darüber hinaus befinden sich weitere Weiterbildungen in Vorbereitung, die gemäss Christoph Kley in naher Zukunft lanciert werden.

BFH

Das neu eröffnete Institut der Berner Fachhochschule für „Digitale Gesellschaft“ fokussiert sich auf die grossen Chancen und die risikobehafteten Veränderungen, welche die fortschreitende Digitalisierung mit sich bringt. Es erarbeitet IKT-Lösungen und -Konzepte für eine intelligente, sichere und faire Nutzung von Information in allen Bereichen der Gesellschaft, der Wirtschaft und der Politik.

FHSG

Sie erachten das Thema Digitalisierung der Finanzindustrie als sehr relevant und zukunftsträchtig, weshalb sie sowohl auf Stufe Bachelor im Modul „Swiss Banking“ als auch im MAS in Swiss Finance (im CAS Wealth Management sowie im CAS Corporate Banking) auf diese Thematik eingehen. Nichtsdestotrotz schenken sie der Thematik Digitalisierung die notwendige Beachtung (BSc, MAS, Forschung) und fokussieren und dabei auf die Anwenderperspektive.

Fazit

Man sieht einiges an Bewegung in der Fachhochschulwelt und wenn man mit den Studien- bzw. Ausbildungsverantwortlichen spricht, dann spürt man auch das Feuer und das Commitment zu diesen Lehrgängen. Die Entstehung dieser Lehrgänge ist ein wichtiger Schritt für die Deutschschweiz, um bei den Finanzspezialisten ein gutes Ausbildungsniveau zu diesem Thema zu erreichen. Mittelfristig ist es sicherlich noch wichtiger, dass das Thema der Digitalisierung ein stärkeres Gewicht in den Grundausbildungen der Fachhochschulen (BSc, MSc) Einzug erhält, denn das Thema Digitalisierung gehört zu unserem täglich Brot und ist keine Spezial- oder Sonderdisziplin mehr. Wer weiss, vielleicht gibt es ja bald einen MSc in Business Administration mit Major in Digital Finance/Banking.